Meine Geschichte
Hallo Plattenfans,
hier meine vielleicht etwas lang gewordene Vorgeschichte:
Meine erste Berührung mit Schallplatten hatte ich im zarten Alter von 2 bis 3 Jahren. Wir wohnten damals in Lübeck in einer vornehmen Wohngegend, in der es nicht üblich war, laute Musik zu hören. Doch der Sohn unseres Vermieters über uns hörte immer wieder “Down Town” von Petula Clark und “Hello Mary Lou” von Ricky Nelson in voller Lautstärke. Ebensogut in Erinnerung aus jener Zeit ist mir der “River-Kwai-Marsch” (auch bekannt aus der Underberg-Werbung), da die Platte immer auf unseren Kindergeburtstagen zur “Reise nach Jerusalem” aufgelegt wurde.
Meine Eltern hatten anfangs ein Röhrenradio, an das ein Plattenspieler angeschlossenen wurde und einen Grundig-Tonbandkoffer, den wir manchmal mit ins Auto nahmen, nachem mein Vater dort einen 220-Volt-Anschluß gebastelt hatte. Hier hörte mein Vater immer seine Jazz-Musik, während meine Mutter mehr auf italienische Schlager der späten 50er stand, wie “Volare” (Domenico Modugno) und “Come Prima” (Tony Dallara), die sie mir immer vorsang. Die Singles sind heute in meiner Sammlung. Doch mein absoluter Favorit war (und blieb bis heute) eine Tanzplatte vom Orchester Fausto Papetti aus dem Jahr 1960.
Bei meinen Großeltern ging es, wenn ich dort abgegeben wurde, bei ähnlicher technischer Ausstattung (großes Röhrenradio mit Plattenspieler aus der Vorkriegszeit) etwas biederer zu: Meist war Weiß-Ferdls “Wagen von der Linie Acht” oder der Gefangenenchor aus Verdis Oper “Nabucco” angesagt.
Etwas später leistete mein Vater sich den Luxus einer großen Stereo-Anlage. Ein Braun-Röhrenverstärker mit getrennt regelbaren Kanälen und zwei riesigen Boxen. Nun wurde meist Tanzmusik von den Orchestern Bela Sanders, Hugo Strasser und Max Greger aufgelegt, die die damals aktuellen Schlager in einen strikten Tanzrythmus umsetzten. Wenn abends meine Eltern danach ihre Tanzschritte übten, lauschte ich im Bett der schönen Musik. Das steigerte sich noch, wenn meine Eltern ihre Parties veranstalteten und bis spät in die Nacht getanzt wurde. Das ging bei uns noch bis weit in die 70er so. So war mein späterer Musikgeschmack vorgeprägt, wobei vieles, wie damals die große Beatles-Welle, weitgehend an mir vorüberging.
Das holte ich erst nach, als ich mit 14 ein eigenes Radio bekam. Das erste was ich darin hörte war Harpos “Movie Star”. Bald hörte ich zum ersten mal den Namen “Elvis Presley” und damit verbunden der Rockn-Roll, was mir bis dato kein Begriff war und nun, fast 20 Jahre nach seiner Blütezeit, mich ebenso begeisterte. Damals in den 70ern aktuelle Schlager, insbesondere die Hits von ABBA, Sailor oder Pussycat hörte ich nun fast täglich, doch all das riß mich nicht wirklich vom Hocker, aber es schien kaum etwas anderes zu geben und aus der Musik, die meine gleichaltrigen Schulkameraden favorisierten, machte ich mir nie etwas.
Dann hatte ich ein Hörererlebnis, das meinen künftigen Musikgeschmack prägen sollte. Eine seltsam klingende Instrumentalmelodie, vor irgendeinem undefinierbaren Saiteninstrument gespielt, seltsam schraurig-schön! Leider bekam ich die Titelansage im Radio nicht mit, doch diese Melodie ging mir tage- und wochenlang nicht aus dem Kopf. Ich wollte unbedingt wissen, was es mit diesem Titel auf sich hatte, wußte nur, das mußte etwas ganz uraltes sein.
Nach Monaten hatte ich es endlich herausgefunden: Es war die Filmmusik aus dem Film "Der Dritte Mann" von Graham Greene mit Orson Welles in der Hauptrolle, gedreht 1949. Gespielt auf der Zither von Anton Karas, den Greene als bettelarmen Mann in den Straßen von Wien aufgetan und für den Film engagiert hatte. Der Titel hieß das "Harry-Lime-Thema", im Volksmund auch einfach als "der Dritte Mann" bekannt, der als Musik berühmter wurde als der Film selbst und später von hunderten weiterer Interpreten vertont wurde.
Von nun an ließen mich gelegentlich gesendete “Oldies” aufhorchen. Bald wurde ich auf spezielle Sendungen mit alten Aufnahmen aus früheren Jahrzehnten aufmerksam. Mein Favorit wurde “Schlag nach – Schlager und Schlagzeilen aus dem Jahr .....” vom damaligen Süddeutschen Rundfunk. Hier wurde alle vier Wochen ein bestimmtes Jahr ausgesucht und man sollte anhand von zwei Schlagzeilen und je einem damaligen Hit, die in ein anderes Jahr gehörten, dieses erraten, um dann an einer Verlosung teilzunehmen. So entstand meine Leidenschaft für u. a. Tanz- und Filmmusik der 20er bis 50er Jahre und ließ mich bald zum Sammler von Schellackplatten werden.
Doch das ist der nächste Teil der Geschichte, Fortsetzung folgt demnächst!
Tschüß
traveboy